Zwölfte Woche: Durch die Black Hills ins Flachland
Gillette - Salem 818 Kilometer / 4879 Höhenmeter
01. September 2022
Die zwölfte Woche meiner Tour hätte nicht unglücklicher beginnen können. Ein Speichenbruch und eine kaputte Felge stoppten mich bereits am ersten Tag. Umso schöner ist es, dass ich im Endeffekt gut vorangekommen bin, auch durch die Unterstützung von hilfsbereiten Menschen. Im Anschluss findet ihr mein kleines Video und eine kurze Zusammenfassung der Woche.
Nach einer Nacht mit wenig Schlaf, da im Fernsehen alle drei Teile von Zurück in die Zukunft liefen, ging es auf dem Freeway 90, mit seinem zwei Meter breiten Fahrradstreifen, weiter nach Moorcraft. Unterwegs begegneten mir einige Ölpumpen. Hier wird wohl noch ein wenig gefördert Kurz danach war es passiert. Mein erster Speichenbruch auf der Tour hatte mich ereilt. Ich entfernte die defekte Speiche und hoffte, dass die Felge hält. Nach einer kurzen Mittagspause in einem Lokal, sah ich das gesamte Ausmaß des Schadens. An der nächsten Speiche fing die Felge aufzureißen. Mein erster Gedanke war nach vorne zu schauen und den Schaden in Rapid City reparieren zu lassen, doch ich entschied mich nach Gillette zurückzufahren, nachdem ich dort einen Bike Shop entdeckt hatte. Es ging also die 45 Kilometer zurück, wobei meine Felge noch ganz gut durchhielt. Der Bike Shop hatte sonntags natürlich geschlossen, was bedeutete dass ich mindestens zwei Tage verlor.
Am folgenden Morgen hatte ich im Bike Shop leider keinen Erfolg. In Gillette gab es keine passende Felge und so wurde kurzerhand in Spearfish angerufen. Der Verkäufer bot mir an, dass ein Kollege mich die 150 Kilometer nach Spearfish mitnimmt. Einfach super, die Menschen hier! Ich traf Patrick an der Tankstelle und nach ein bisschen Smalltalk ging es los. In Spearfish ist der Bike Shop nur zwei Kilometer vom Campground und dort wurde natürlich wieder über meine Ladefunktion gestaunt. Leider half mir das bei der Felge wenig, denn die welche sie vorrätig hatten, war sechs Millimeter zu breit für mein Rad. Das war der Punkt, an dem ich mich fragte, warum ich mich für ein amerikanisches Rad entschieden hatte, wenn es so schwierig ist Ersatzteile hier dafür zu bekommen. Mir blieb nur die Hoffnung auf den nächsten Tag. Neu Einspeichen oder eine Felge bestellen, das waren die Alternativen. Wenigsten bekam ich ein Ersatzrad und überlegte schon damit weiter bis zum Mount Rushmore zu fahren.

Am nächsten Morgen war ein neuer Mitarbeiter im Bike Shop. Zach nahm das ganze in die Hand und sagte mir, dass er mal kurz zum nächsten Shop fahre. Zwei Stunden später kam ich von einem kleinen Stadtbummel zurück und voilá, mein Rad war fertig. Es war zwar ein teuer Spaß, aber zum Glück konnte ich weiterfahren. Also auf nach Dead Wood. Mit einem Zeltnachbarn vom Campingplatz machte ich mich auf den Weg durch die Black Hills in die alte Westernstadt. Es ging zwar ordentlich bergauf, aber die Strecke führte uns durch einen wunderschönen Canyon, an einem malerischen Fluss entlang. Unterwegs ging es an schön gelegenen Lodges vorbei, die sicher ihren Preis haben. In Dead Wood gönnte ich mir ein Motel, nach all den Aufregungen der letzten Tage.

Am nächsten Morgen spazierte ich noch ein bisschen durch das Städtchen. Leider ist in Dead Wood alles sehr touristisch, also nichts wie weg. Ich setzte meine Fahrt durch die Black Hills fort und die Strecke hatte ordentlich Höhenmeter. Kurz vor dem Gipfel musste ich schieben und mir rief jemand im Vorbeifahren etwas zu. Später am Gipfel traf ich auf Kelsey, die mir Hilfe anbieten wollte. Wir schwatzten noch ein bisschen, bevor es weiter ging. Als ein Gewitter aufzog, machte ich erstmal eine Pause, doch danach musste ich mich im Regen durch das Auf und Ab bis nach Keystone kämpfen. Beim Einchecken auf dem Campingplatz bekam ich erstmal einen Schock. 50 Dollar sind ein stolzer Preis, auch wenn Mount Rushmore nur zwei Meilen entfernt liegt. Dahin fuhr ich am Abend auch, allerdings ohne Gepäck.

Bei einer zweiten Fototour am Morgen erwischte ich sogar ein paar sonnige Momente, an den vier riesigen Präsidentenköpfen. Auf eine Wanderung hatte ich keinen Lust, schließlich musste ich noch ein Stück Black Hills fahren. Es waren zwar wieder ein paar Höhenmeter, ab nach knapp 50 Kilometern war ich in Rapid City. Der Campingplatz war zwar wieder teuer, aber ich hatte nette Nachbarn mit Wohnwagen, bei denen ich sofort eingeladen war. Alle warnten mich vor dem Gewitter am selben Abend. Das hatte es auch wirklich in sich, aber mein Zelt blieb glücklicherweise trocken.
Zum Frühstück bekam ich Pancakes, soviel ich essen konnte. So gut gestärkt fuhr ich dann zur Autobahn, um wieder ein bisschen Strecke zu machen. Ich machte mir einen Plan für die nächsten drei Etappen, der mich bis nach Sioux Falls bringen sollte. Das bedeutete für mich knapp 180 Kilometer nach Belvidere an jenem Tag. Als ich dort ankam musste ich feststellen, dass außer einem einsamen Lokal nicht wirklich viel vorhanden ist. Ich baute mein Zelt einfach in einer ruhigen Ecke auf. Zumindest war die Übernachtung kostenlos, wenn auch nicht wirklich ruhig. Ein weiteres Gewitter sorgte dafür, dass mein Zelt fast wegflog. In der Nacht wären ein paar Kilo mehr auf den Rippen von Vorteil gewesen, denn ich war gerade schwer genug, damit das Zelt nicht abhob.
Am Samstag wollte ich früh raus und spät frühstücken. Schließlich machte ich eine lange Pause in Murdo nach 48 Kilometern. Im Star Restaurant langte ich kräftig zu und als ich bezahlen wollte, sagte mir die Bedienung, dass bereits eine Frau für mich gezahlt hätte. Irre. Wieder auf der Straße fand ich eine USA Flagge. Mal sehen, ob ich vor Toronto noch eine kanadische entdecke. Der Wind kam beständig aus Süden und sorgte dafür, dass ich in keinen vernünftigen Rhythmus kam. Nach 120 Kilometern hatte ich keine Lust mehr und verschob den Rest auf den nachfolgenden Tag, an dem der Wind besser werden sollte.

Leider erfüllten sich meine Hoffnungen nicht. Der Wind war noch genauso bescheiden, wie am Vortag. Nach 50 Kilometer überquerte ich den Missouri und machte mein Frühstück in Chamberlane. Diesmal kam eine Frau zu mir und drückte mir 10 Dollar für das Frühstück in die Hand. Sie sagte, dass sie mich auf dem Highway gesehen hatte und auch viel Rad fahren würde. Nach einem Einkauf hatte ich endlich den gewünschten Rückenwind und es ging endlich vorwärts. Der Verkehr war ziemlich heftig und ich musste runter von dem Freeway, doch ich war schon am Nachmittag nach 160 Kilometern in Mitchell. Nach einer weiteren kleinen Pause fuhr ich noch 60 Kilometer bis nach Salem, wo ich um 9 Uhr Abends ankam. Mein Ziel Sioux Falls hatte ich zwar um 60 Kilometer verpasst, aber ich war doch zufrieden, weil der Wind mir meine längste Touretappe gegönnt hatte.

Nun liegen die Berge endgültig hinter mir, doch diese Woche zeigte, dass auch im Flachland Hindernisse auf mich warten. Ist der Wind auf meiner Seite, dann komme ich gut voran. Ist er es nicht, wird es eine Mühsame Geschichte. Ich kann nur hoffen, dass die nächste Woche so weitergeht, wie diese endete.
Euer Stefan
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