Siebte Woche: Go West nach Vancouver

Lake Louise - Vancouver 725 Kilometer / 5231 Höhenmeter

26. Juli 2022

Die siebte Woche meiner Tour liegt hinter mir und ich bin in der Stadt, in der meine Westküstentour 2006 begann. Der Weg nach Westen war zwar anstrengen, da ich sehr viel Gegenwind hatte. Allerdings stimmt mich dies schon wieder positiv, denn der Rest meiner Tour führt bekanntlich nach Osten. Im Anschluss findet ihr mein kleines Video und eine kurze Zusammenfassung der Woche.

Nach meinem Besuch beim Moraine Lake, nutzte ich den „Ruhetag“ in der Region um den Lake Louise, um einen Tagestrip nach Banff zu machen. Mit leichtem Gepäck ließ es sich wesentlich besser radeln, wodurch ich die 90 Kilometer relativ entspannt zurücklegen konnte. Unterwegs traf ich viele andere Rennradler und machte eine kleine Wanderung zu den Wasserfällen im Johnston Canyon. In Banff waren sehr viele Touristen, vor allem Inder schienen sich für den kleinen Ort zu interessieren. Nach meiner Rückkehr zum Campingplatz, konnte ich mich endlich mal ein wenig revanchieren, nachdem mir in den letzten Woche soviel Hilfe zuteil wurde. Eine dänische Familie wollte schon wieder fahren, weil der Platz komplett belegt war. Ich bot ihnen an, sich auf meinem Platz mit einzurichten, was sie dankend annahmen. Den Abend verbrachte ich mit einer polnischen Gruppe, die mich zu Bratkartoffeln und Bier einluden.

Wasserfall im Johnston Canyon

Am nächsten Tag fuhr ich dann gemütlich nach Lake Louise zurück, um den Bus nach Kelowna zu nehmen. Ich war dort bereits seit einiger Zeit verabredet und freute mich auf einen entspannten Tag bei meinem Gastgeber. Ich suchte noch ein bisschen Pappe zusammen, um mein Rad für den Bus einzupacken, nur um festzustellen, dass dies gar nicht notwendig gewesen wäre.

Selbstbedienungsgeschäft für Verpackungsmaterial

Da mein Gastgeber Tolja und seine Frau arbeiten mussten, erkundete ich Kelowna alleine. Zufälligerweise traf ich einen deutschen Radfahrer, mit dem ich ein bisschen ins Gespräch kam. Wir stellten fest, dass wir 2009 zur gleichen Zeit mit dem Rad in Australien unterwegs waren. Am Abend gab es noch eine kleine Weinprobe in einer ansässigen Winery und danach ging ich mit Tolja und seinem Bruder eine Runde Schwimmen. So muss ein Ruhetag aussehen.

Weinprobe gefällig

Am Montag konnte ich mich nur schwer von meinen Gastgebern lösen und war so erst um 12 Uhr wieder auf der Strecke. Ganz schön heiß war es und der Gegenwind machte die ganze Geschichte nicht einfacher. Als ich abends in Keremeos ankam, war niemand am Campground, also gab es auch keine Dusche für mich.  Aber egal immerhin wollte ich in vier Etappen bis nach Vancouver kommen. 

Am nächsten Morgen war der Chef dann da. Ich hatte natürlich mein Zelt an der falschen Stelle aufgebaut. Naja, das kenne ich ja schon. Wenigsten konnte ich am Morgen duschen. Ich fuhr nochmal zurück zur Stadt, um zu Frühstücken, was sich als Fehler herausstellte. Ich kam wieder so spät los. Bis nach Princeton, wo ich wieder Proviant aufnahm, lief es ganz gut, dann ging es wieder bergauf. Der Verkehr machte mir ziemlich zu schaffen, aber das Fahren im dunkeln war ganz o.k. Ich schlug etwa 20 Kilometer vor meinem Ziel auf und hoffte, dass ich in der Nacht keine pelzigen Überraschungsbesuche bekomme.

Die Bären hatten wohl kein Interesse an mir und so ging es am nächsten Morgen die restlichen Kilometer bis zur Passhöhe auf 1300 Metern. Nach 20 Kilometern konnte ich mich in einer Lodge frisch machen und ein bisschen frühstücken, bevor ich meinen Weg nach Westen fortsetzte. Ich schaffte es bis nach Harrison Hot Spring, wo mir der Chef vom Campingplatz erklärte, wie ich zu den kostenlosen heißen Quellen komme. Am Abend gab es im „Black Forest“ Schnitzel, Bratwurst und deutsches Bier. Fast wie zu Hause.

Am Morgen danach probierte ich die heißen Quellen aus. Ich hatte nicht viel Zeit, schließlich rief die Metropole bereits nach mir. Auf dem Weg traf ich auf einen Farmer bei der Heidelbeerernte. Er hätte mich gern auf einen Kaffee eingeladen, doch die Ernte hatte Vorrang. Die Strecke in die Stadt hinein zog sich ohne Ende. Es reite sich Vorort an Vorort. Zum Glück traf ich Raphael, der mich ein Stück des Weges begleitete und so hatte ich es nach 132 Kilometern bis nach Vancouver geschafft. Das alte Hostel in dem wir vor 16 Jahren untergekommen waren, hatte leider geschlossen. Doch ich fand in Downtown schnell einen Ersatz.

Hier gibt's Heidelbeeren

Was für ein Unterschied. Nach vielen Wochen auf den Highways von Alaska und Kanada, das pulsierende Leben der Großstadt zu erleben. Mit dem Fahrrad ist vor allem der Verkehr nicht immer angenehm. Zum Glück hat man hier für die Räder fast immer eigene Spuren. Die nächste Tourwoche geht es nach Vancouver Island und von dort nach Port Angeles in die USA, wie schon damals vor 16 Jahren.

Euer Stefan

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