Dreizehnte Woche: Durchs Farmland nach Chicago
Salem - Chicago 1033 Kilometer / 4908 Höhenmeter
12. September 2022
Die dreizehnte Tourwoche war eine richtige Radfahrwoche. Es ging die meiste Zeit durch Farmland, welches landschaftlich nicht sonderlich interessant war, weshalb ich den Großteil der Zeit im Sattel verbrachte. Doch zwei schwere Tage, an denen es nicht so lief wie ich wollte, gaben die nötige Portion an Würze in die Woche. Es ist eben kein Selbstläufer. Doch zum Glück habe ich es am Ende in die „Winde City“ geschafft. Im Anschluss findet ihr mein kleines Video und eine kurze Zusammenfassung der Woche.
Die ersten zwei Tage verliefen ziemlich ereignislos. Meine Strecke führte mich durch endloses Farmland, vorbei an Mais und Sojabohnenfeldern, soweit das Auge reicht. Highlight der ersten zwei Tage, die mich von Salem nach Armstrong brachte war eine Cabin, die ich auf dem Zeltplatz angeboten bekam. Es gibt in diesem Land einfach unglaublich viele Menschen die einen unterstützen, wenn man etwas Verrücktes macht.

Am dritten Tag der Tourwoche hatte ich schon etwas schwere Beine. Ein Westernsender im Fernsehen versüsste mir den Morgen und auch am Mittag, bei einer Pause in Forest City, gab es eine positive Überraschung. In der ansässigen Bar bekam ich die Getränke umsonst, nachdem ich Mr. Schwarz von meiner Tour erzählte. Trotz allem wusste ich, dass ich nicht mehr als 150 Kilometer an jenem Tag schaffen werde und so landete ich nach genau dieser Strecke auf dem Osage Campground. Von dort waren es noch 160 Kilometer bis zum Mississippi, den ich schon am folgenden Tag queren wollte.

Am nächsten Morgen ging es auf dem Highway 9 weiter, wobei der Wind ausnahmsweise ein wenig unterstützte. Unterwegs gab es wieder viel Interesse an meiner Tour. Einer fragte mich sogar aus dem Truck heraus nach meiner Webseite. Ich rief nur „schulzontour.com“ zurück. Was er verstanden hat kann ich natürlich nicht sagen. Meine Pause in Decorah dauerte länger als erwartet und so fuhr ich erst um 18 Uhr von dem kleinen Städtchen weiter. Der Mississippi musste also noch bis zum nächsten Tag warten. Ich beschloss einfach die Farmer nach Übernachtungsmöglichkeiten zu fragen. Der Erste gab es ein klares „Nein“. Der Zweite hieß mich dann willkommen und ich durfte sogar im Hobbyschuppen auf einer Couch schlafen, Bier inklusive. Familie König mit deutschen Wurzeln waren meine Gastgeber und der Beweis, dass es nette, weltoffene amerikanische Farmer gibt.

Gut erholt fuhr ich am nächsten Tag weiter. Die Landschaft wurde jetzt wieder hügeliger und ich geriet zwischendurch auch in einen Regenschauer. Bei der Überquerung des Mississippi hatte ich zum Glück wieder Sonnenschein, aber so richtig wollte ich auch an jenem Tag nicht in Fahrt kommen. Ich fuhr am Fluss, der teilweise über drei Kilometer breit war, bis nach Prairie du chien und nahm mir dort ein Motel, um mich zu erholen.

Dann hatte es mich wirklich erwischt. Trotz der kurzen Etappen an den Vortagen war ich total kaputt. Ich fuhr erst um 10 Uhr los und hatte um 17 Uhr erst 80 Kilometer, dank des Gegenwindes. Die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit gestaltete sich auch als schwierig. In einer Bar mitten im Nirgendwo, gab mir der Wirt den Tipp nach Darlington zu fahren, wo es Motels gäbe. Dort angekommen, auch mit Hilfe einiger Bargäste, die mich unterwegs mit ihrem Pick Up aufgabelten, musste ich erfahren, dass kein Motelzimmer mehr frei war. Ein paar Kilometer weiter schlug ich mich an den Straßenrand und versuchte keine Aufmerksamkeit zu erregen, aber es wäre keinen Kilometer weitergegangen.
Ich machte mich morgens aus dem Staub, bevor an der naheliegenden Farm allzu viel Betrieb war. Bei meinem Frühstücksstopp an einer Tankstelle traf ich Michael und David aus Chicago, die eine Radtour am Wochenende machten. Ich hatte zwar immer noch Gegenwind und das Gelände war weiterhin hügelig, so dass ich nie richtig in meinen Rhythmus kam. Doch es ging schon viel besser als an den Vortagen und ich kam bis nach Belvidere. Aufgrund des Labor Days war jedoch der Campingplatz extrem teuer. Ich musste hoffen, dass die Züge am Folgetag normal nach Chicago fahren, denn bis in die Innenstadt wollte ich mit dem Fahrrad nicht.

Am nächsten Morgen ging es früh los zu einem Bahnhof. Es war Labor Day und viele Familien waren auf dem Weg in die Stadt. Der Campingplatz, den ich mir im Zentrum gesucht hatte war leider geschlossen und so musste ich mir mal wieder ein Zimmer nehmen. In der Stadt wollte ich nicht im Freien mein Zelt aufstellen.
Trotz der Widrigkeiten hatte ich es innerhalb meines Zeitplanes bis nach Chicago geschafft. Wenn ihr mehr über meinen Aufenthalt in Chicago erfahren wollt, dann schaut euch meinen Beitrag über den Zwischenstopp in der „Windy City“ an. Nun neigt sich die Tour langsam den Ende entgegen, denn bis nach Toronto ist es nicht mehr weit. Mal schauen wie weit ich es in der nächsten Tourwoche schaffe.
Euer Stefan
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