Elfte Woche: Yellowstone - Und weiter nach Osten

Madison Campground - Gillette 787 Kilometer / 6133 Höhenmeter

23. August 2022

Natürlich galt meine Aufmerksamkeit in der elften Woche meiner Tour dem Yellowstone Nationalpark. Auch wenn mein Besuch am Ende nicht so umfangreich war, da die Überschwemmungen vor neun Wochen vieles unmöglich machten, so war ich von der Landschaft doch sehr beeindruckt. Der Weg aus dem Park und die Strecke über die Bergketten der Rocky Mountains nach Osten blieben anspruchsvoll und brachten mich wieder an meine körperlichen Grenzen. Im Anschluss findet ihr mein kleines Video und eine kurze Zusammenfassung der Woche.

Meine zehnte Tourwoche verabschiedete mich mit einer Begegnung der besonderen Art, die im Yellowstone allerdings an der Tagesordnung ist. Auf meinem Rückweg zum Campingplatz in Madison gab es plötzlich einen Stau. Verantwortlich dafür war ein Bison, welches sich gemütlich auf der Straße bewegte.

Am nächsten Tag machte ich einen Ausflug zu den Mammoth Hot Springs, einem Geothermalgebiet mit Sinterterrassen. Hier dampft und brodelt es überall, wie an so vielen Stellen im Nationalpark. Der Rückweg nach Madison war eine Flucht vor dem Gewitter, welches mich verfolgte. Zum Glück erreichte ich den Campground gerade rechtzeitig, bevor es anfing zu schütten. Auf dem Zeltplatz traf ich an diesem Abend einen anderen Radler, der mit einem sündhaft teuren, aber superleichten, Fahrrad unterwegs ist. 12000 Dollar hatte er sich diesen Spaß kosten lassen. 

Obwohl die Strecke nach Canyon City zum Teil die gleiche war wie am Vortag, fiel sie mir am Sonntag doch wesentlich schwerer. Ich war wirklich froh, als ich die wenig mehr als 50 Kilometer zurückgelegt hatte. Auf der Suche nach einem Hotspot traf ich einen Ranger, der mir den Rat gab, mich erst um einen Platz am Campground zu kümmern. Als ich später zu ihm zurückkehrte empfahl er mir einen tollen Biketrip zum namensgebenden Canyon. Am Campingplatz traf ich Jon mit seinem Carbonrad wieder. Zusammen ließen wir bei einer Flasche Wein den Tag ausklingen.

Jon der Mann mit dem Carbonrad

Die Beine waren zwar noch schwer, aber ich verabschiedete mich am nächsten Tag von Jon und machte mich auf den Weg zum Dunraven Pass. Die Strecke war zwar nicht lang, doch durch die Strapazen des Vortages definitiv anstrengend genug. Auf dem Pass machte ich ein paar Bilder und ein Video, welches ich erst bei meinem Vortrag zeigen werde. Danach ging es zum Relaxen wieder zurück nach Canyon City.

Am Dienstag führte mich meine Tour wieder heraus aus dem Yellowstone Park, bis in die Rodeo Stadt Cody. Meine Beine wollten am Morgen immer noch nicht so richtig, aber ich biss mich durch. Diverse motivierende Begegnungen auf der Strecke halfen mir dabei. Einem älteren Pärchen begegne ich insgesamt dreimal. Sie machen Fotos mit mir und sind von meiner Tour begeistert. Nach dem schweren Pass und am Nationalparkausgang jubelt mir sogar ein ganzer Reisebus zu. Durch einen wunderschönen Canyon, schaffte ich es mit der moralischen Unterstützung bis nach Cody. Die Stadt ist echt was für Cowboys und so ließ ich es mir nicht nehmen, Karten für das Rodeo am folgenden Tag zu besorgen.

Immer wieder begeisterte Menschen

In Cody gibt es viel zu sehen, aber an meinem Ruhetag ließ ich es langsam angehen. Das Museum soll zwar toll sein, aber ich genehmigte mir lieber eine Portion Bohnen, nach alter Wetterhart, bei einem Trapper vor dem Gebäude. Beim Einkaufen traf ich Kai aus Göppingen, mit dem ich am Abend das Rodeo Event im Stadion besuchte. Typisch amerikanisch und auf jeden Fall eine Interessante Erfahrung, die man nur in den Vereinigten Staaten machen kann.

Am Donnerstag merkte ich, wie gut mir der Ruhetag getan hatte. Das erste Teilstück lief super. Diesmal war nicht der Wind verantwortlich, sonder der Umstand, dass es immer ganz leicht bergab ging. Nach etwa dreieinhalb Stunden, war ich schon 88 Kilometer gefahren. Nach einer Pause in Greybull, ging es zwar etwas langsamer, aber noch gut voran. Es ging vorbei an riesigen Farmen. Die Ausdehnungen in diesem Teil Wyomings sind schwer zu beschreiben. Unterwegs gaben mir zwei Holländer gute Tipps für die bevorstehende Strecke und nach 179 Kilometer hatte ich die längste Tagestour meiner Reise hinter mir, sowie die schwerste unmittelbar vor mir.

Ganz andere Dimensionen

Nach einer Stärkung im Daily Bread Café wartete eine extrem schwere Etappe an diesem Tag auf mich. Der Anstieg durch den Big Horn Forrest ist über 30 Kilometer lang und war für mich der schwierigste Pass, bisher auf der Tour. Die Route führte durch einen wunderschönen Canyon, doch ich brauchte immer wieder lange Pausen auf dem Weg nach oben. Ein bisschen göttlichen Beistand bekam ich auch. Ein älteres Ehepaar erkundigte mich nach mir, erzählte etwas über Jesus und betete für mich und meine Tour. In die Pedale treten musste ich trotzdem alleine. Um etwa 18 Uhr war ich am höchsten Punkt auf 2850 Metern angelangt, jedoch war damit die Tortur noch nicht vorüber. Der weitere Verlauf der Strecke war ein einziges, grausames Auf und Ab.Nach 110 Kilometern und 1700 Höhenmeter trudelte ich im Dunkeln nach Buffalo hinein. Auf dem RV Platz waren zwar keine Zelte erlaubt, doch ich ignorierte das, denn das einzige was zählte war ein Bett.

Am nächsten Tag fuhr ich dann weiter auf der Autobahn, was in einigen Staaten der USA erlaubt ist. Anfangs hatte ich zwar etwas Gegenwind, aber der legte sich nach und nach. Die Straße war auf jeden Fall perfekt für mich. Ein zwei Meter breiter Randstreifen mit gutem Belag sorgte dafür, dass ich zügig vorankam. Unterwegs begegnete mir eine Haltestation mit Wasser, was mich an meine Tour durchs australische Outback erinnerte. Nach der Ankunft in Gillette nahm ich mir ein Motelzimmer zur Belohnung, doch einen Ort mit Live Musik fand ich leider nicht.

Anstrengend, aber schön! Das ist das Fazit meiner elften Tourwoche. Die längste Tagesetappe war dabei und die mit den meisten Höhenmetern. Allerdings bekam ich zwischen den Bergketten schonmal einen Vorgeschmack auf die unendliche Weite, welche mich in den nächsten Wochen erwartet. 

Euer Stefan

Weitere Beiträge

Vierzehnte Woche: Letzte Woche bis Toronto

Vierzehnte Woche: Letzte Woche bis Toronto

Zugegebener Maßen ist jetzt ein bisschen die Luft raus, weshalb dieser Beitrag auch ein wenig auf sich warten ließ. Die letzte Woche war nochmal herausfordernd, vor allem weil es durch viele Städte ging. Doch zu guter Letzt kam die Skyline von Toronto in Sicht.

September 23, 2022
Dreizehnte Woche: Durchs Farmland nach Chicago

Dreizehnte Woche: Durchs Farmland nach Chicago

Mit beeindruckender Landschaft konnte mich die dreizehnte Tourwoche wahrlich nicht verwöhnen. Die Überquerung des Mississippi war hierbei eine Ausnahme. Doch allein aufgrund der Kilometer und des Windes war es wieder einer herausfordernde Woche.

September 12, 2022
Zwischenstopp in der „Windy City“ Chicago

Zwischenstopp in der „Windy City“ Chicago

Bevor mein Wochenbeitrag zur 13. Tourwoche veröffentlicht wird, hier ein kleiner Zwischenbericht aus Chicago. Eine Stadt mit bewegter Geschichte.

September 10, 2022

Schaut euch auch meine weiteren Beiträge, Informationen zur Strecke und zur Vorbereitung an.