Zehnte Woche: Auf zum Yellowstone
Powell - West Yellowstone 668 Kilometer / 4991 Höhenmeter
17. August 2022
Die zehnte Woche war geprägt von meiner Vorfreude auf den Yellowstone National Park. Zwei schwere Passstraßen galt es auf dem Weg dorthin zu überwinden. Doch jetzt bei der Hälfte meiner Tour bin ich so richtig eingefahren und kann sogar die schweren Berge genießen. Schlussendlich habe ich es auch in den Yellowstone geschafft und freue mich auf ein paar ereignisreiche Tage im Nationalpark. Im Anschluss findet ihr mein kleines Video und eine kurze Zusammenfassung der Woche.
Vor dem Lolo Pass verabschiedete mich die Lochsa Lodge wieder mit toller Musik. Diese Unterkunft war bisher die mit Abstand beste Lodge auf meiner Route. Dann ging es auf den Pass, war aber durchgehend gut zu fahren. Unterwegs feuerten mich auch einige Vorbeifahrende an und streckten ihre Daumen in die Höhe. Viele von denen sah ich nicht zum ersten Mal auf meiner Tour. Oben auf dem Pass gab es kostenlosen Kaffee und es war auch nicht mehr weit bis zu den Hot Springs, an denen ich zweieinhalb Stunden verbrachte. Danach ging es bergab nach Lolo, wo ich eigentlich ein Motelzimmer nehmen wollte, was aber viel zu teuer für mich war. Ich entschloss mich erstmal der Bar einen Besuch abzustatten und konnte mich gleich künstlerisch ausleben. Karaoke war angesagt und so sang „Stefan from Germany, biking from Alaska“, wie ich angekündigt wurde, „It never rains in California“. Riesen Applaus, aber leider keine Aufnahme. Dann fuhr ich noch zwanzig Kilometer weiter, bevor ich im Nirgendwo an der Straße ein Platz zum Schlafen suchte.
Frühs war es kalt und ich beschloss direkt loszudüsen. Bis Hamilton kam ich auch ohne Frühstück gut durch und befand mich da schon in Montana. Ich richtete mich im Bistro ein und schickte meinen Wochenbericht zu Martin, was insgesamt 2 Stunden dauerte. Ich rechnete mir aus, dass ich spät abends oben am Pass wäre. 20 Kilometer davor begegnete mir allerdings ein sympathischer Campingplatz, an dem ich direkt das Angebot bekam umsonst zu campen. Also verschob ich den Pass auf den nächsten Tag.
Am Montagmorgen ging es dann in den nächsten Pass. Er ließ sich sehr gleichmäßig fahren, ging mir aber trotzdem ganz schön in die Knochen. Oben gab es leider keine Höhenangabe, aber es müssen ca. 2250 Meter gewesen sein. Kurze Zeit spät bog ich links ab ich Wisdem. Die nächsten 26 Meilen musste ich leider ordentlich weiterdrehten, da die Straße auf 2000 Meter blieb. Keine erholsame Abfahrt also. In Wisdom hat alles zu. 25 Kilometer weiter in Jackson, die ersehnten Hot Springs, auch. Zumindest konnte ich ein wenig Wasser organisieren. Also weiter nach Dillon, welches 40 Meilen entfernt war. Ich wollte mich schon auf eine Nacht an der Straße vorbereiten, da kam wieder einer ellenlange Baustelle. Ein Pick Up nahm mich glücklicherweise mit und so hatte ich Dillon, nach einer Netten Unterhaltung mit meiner Fahrerin Sarah, auch bald erreicht. Das Motel war erschwinglich und so hatte ich einen gemütlichen Abschluss, eines langen Tages.
Das Motel war echt der Hit, denn das Frühstück war auch im Preis inbegriffen. Dann ging es erstmal nach Twin Bridges einem kleinen Städtchen, in dem man sich ab und an Rodeoveranstaltungen ansehen kann. Hier traf ich ein Pärchen aus Tennessee, das mit dem Rad an die Westküste unterwegs ist und welches ich im nächsten Ort Alder nochmal treffen sollte. Dort in der Bar erklären alle meine Tour für verrückt und ich bekomme ein Messer geschenkt und einen Drink ausgegeben. Danach fuhr ich weiter nach Nevada und Virginia City, einer alten Weiterstadt, die zwar schön zum Fotografieren war, allerdings wie ausgestorben. Doch im Laufe der Zeit belebte sich das Städtchen und die Livemusik ließ mich noch länger verweilen. Gegen 20 Uhr fuhr ich weiter und es ging wieder bergauf, weshalb ich auch ein Stück schieben musste. An einem Aussichtspunkt machte ich es mir dann für die Nacht gemütlich.
Der Sonnenaufgang war leider nicht so spektakulär, wie ich mir das erhoffte. Das war aber klar, wenn ich mich schon extra dafür einrichte. Es ging weiter in Richtung Yellowstone, doch der Gegenwind machte mir über 30 Meilen zu schaffen, so dass ich mich ganz schön durchbeißen musste. Dann wurde es besser und kurz vor meinem Ziel entschied ich mich einem Hinweisschild zu folgen, was sich als Fehler herausstellte. Der Campingplatz war nur über ein sechs Meilen lange Schotterpiste zu erreichen und am dann musste ich auch noch 50 Dollar bezahlen. Naja, besser als nichts, denn an einem anderen Campingplatz wurde ich einige Stunden zuvor einfach abgewiesen.
Nach einer Nacht am Madison River fuhr ich die Schotterpiste zurück in die kleine Stadt West Yellowstone. In einem Motel bekam ich ein kostenloses Frühstück. Wäre ich am Vortag doch lieber dahin gefahren. Dann waren es noch 26 Kilometer bis zum Madison Campground im Yellowstone National Park. Dort angekommen besuchte ich erstmal den „Old Faithfull“, einen der bekanntesten Geysire der Welt. Auf dem Rückweg zu meiner Lagerstätte machte ich noch ein paar Fotos und genoß die Landschaft des Parks. Am Abend traf ich zwei Jungs aus New York, Mowgli und Jeffrey, die nach Südamerika unterwegs sind. Mowgli ist mit einem selbstgebauten Fahrrad aus Bambus unterwegs. Kurios!
Am nächsten Tag machte ich mir einen Plan für den Yellowstone. Leider sind die Campingplätze im Norden des Parks geschlossen und weil ich keine Lust hatte mit Bären zu kuscheln, entschloss ich mich nicht in die Richtung zu fahren. Ich plante weitere zwei Tage auf dem Campground zu verbringen und von dort aus den Park zu erkunden.
Tja, nun ist schon mehr als die Hälfte meiner Tour vorüber und ich habe den Mythos Yellowstone Park erreicht. Hier werde ich mich noch ein paar Tage aufhalten und hoffentlich auch ein paar Bisons zu Gesicht bekommen, bis es dann wieder heißt Schulz on Tour nach Toronto.
Euer Stefan
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