Sechste Woche: Endlich in den Rockys

Houston - Lake Louise 591 Kilometer / 4721 Höhenmeter

19. Juli 2022

In der sechsten Woche meiner Tour kam ich endlich richtig ins Rollen. Wenn ich auch nicht auf meiner geplanten Route unterwegs sein konnte, so hatte doch die Alternative nach Süden auch viel zu bieten und ich kam in den Genuss, durch wundervolle Landschaften zu fahren. Im Anschluss findet ihr mein kleines Video und eine kurze Zusammenfassung der Woche.

Los ging die Tourwoche mit einem wunderbaren Tag zum Radfahren. Ich hatte an diesem Tag viel vor, weshalb ich schon um halb fünf aufstand. Auf der Straße lief es dann jedoch besser als gedacht und ich hatte um 11 Uhr schon 80 Kilometer auf dem Zähler. Das war auch nicht schlecht so, denn ich war um 12 für eine Liveschalte, zum Geburtstag eines Freundes in Deutschland, verabredet. Auch nachmittags lief es gut und selbst ein großer Schwarzbär, der 10 Meter vor meinem Rad die Straße kreuzte, konnte mich nicht aus dem Rhythmus bringen. So war ich nach 168 Kilometern am Fraser Lake und gönnte mir ein Abendessen beim Chinesen. Ein bisschen bedauerlich das, denn später entdeckte ich auch ein mexikanisches Restaurant. Leider endete der Tag mit einer schlechten Nachricht. Sabine und Mike hatte es erwischt und so konnte die Einladung, die sie mir zuvor ausgesprochen hatten, leider nicht in Anspruch nehmen.

Tolle Landschaften

Auch am nächsten Tag kam ich richtig gut voran. Ich konnte die Strecke einfach nur genießen. Keine Bären, keine Fotos, einfach pures Radfahren. Nach 150 Kilometern war ich abends in Prince George angekommen. Eine große Stadt in der ich mich nicht so ganz wohlfühlte.

Am morgen darauf half mir ein Polizist mich zurechtzufinden, denn ich brauchte ein Ticket für den Zug von Prince George nach Jasper. Diese  Zugfahrt sollte mich wieder in meinen Zeitplan bringen, und im Nachhinein muss ich sagen, es war eine gute Entscheidung. Ein Abteil des Zuges hatte ein Glasdach und so konnten die wenigen Fahrgäste die Bergwelt der Rockys bestaunen. Angekommen in Jasper, erstand ich einen Rückspiegel für mein Fahrrad und die Jahreskarte für die Nationalparks in den Rockys. Abends fuhr ich zum Campingplatz etwa vier Kilometer außerhalb der Stadt.

Im Zug nach Jasper

Am Dienstag wurde ich durch eigenartige Geräusche am Zelt geweckt. Mein erster Gedanke war natürlich, dass ein Bär unterwegs ist. Ein Blick nach draußen offenbarte mir einen riesigen Whapitihirsch, einen sogenannten Elk. Etwa 8 bis 10 Tiere hatten sich vorgenommen zwischen den Zelten zu frühstücken. Um 11 Uhr fuhr ich los Richtung Jonas Campground. An diesem Tag gab es zwar wechselnde Winde, aber ich kam trotzdem ganz gut durch. Am Abend half mir ein Mitcamper noch mit Nudeln aus. Ich hatte eine Dose gekauft, auf der Nudeln und Soße abgebildet waren, allerdings war nur die Soße drin.

Am wilden Fluss
Whapitihirsch

Mittwochs gab es erstmal Bohnen zu Stärkung, denn es erwartete mich ein 2000 Meter hoher Pass. Auf dem Weg hinauf zum  Sunwapta Pass war die Landschaft einfach nur grandios. Auf den Skywalk verzichtete ich, aufgrund des Preises. Darauf folgte der Columbia Gletscher, den ich auch nur aus der Ferne betrachtete, weil die Bustour 100 Dollar gekostet hätte. Doch auch ohne die teuren Extras ist dieser Tag ein echtes Highlight. Auch die Abfahrt nach Waterfowl war wunderschön und auf dem Rad ein absoluter Genuss.

Schöner Schlafplatz am Fluss

Es war kalt am nächsten morgen, etwa drei Grad und so schwang ich mich wieder auf das Rad. Irgendwo hatte ich meine Handschuhe vergessen, also zog ich mir kurzerhand zwei Socken über die Hände. Wieder ging es über 2000 m Höhe. Am Boj Lake hielt ich für eine kleine Stärkung, Kaffee und Blaubeerkuchen. Danach ging es nur noch bergab. Bei einem Fotostopp traf ich zwei Frauen und einen Mann. Als ich mein Vorhaben schilderte, stellte sich heraus, dass sie aus Toronto sind und jetzt habe ich einen weiteren Anlaufpunkt an meinem Zielort. In Lake Luise ging ich erstmal die Busfahrt Richtung Vancouver buchen. Der Zeltplatz war voll, also ging ich ins Hostel, wo ich mir eine Zimmer mit einem Engländer teilte, der nach Mexiko unterwegs ist. Ich fuhr nochmal zum See, um eine paar Fotos zu machen, nahm mir aber fest vor im Morgenlicht des darauffolgenden Tages, den Lake Luise und den Moraine Lake, einen weiteren Besuch abzustatten.

Familie aus Toronto
Wochenziel erreicht

Am Freitagmorgen hieß es um kurz vor vier aufstehen, denn ich wollte das Morgenlicht an den Seen nicht verpassen. Bis zum Moraine Lake waren es 500 Höhenmeter und das ohne Frühstück und bis auf ein paar japanische Touristen, war auch nicht allzu viel los. Nachdem ich ein Foto von mir und dem Fahrrad machen ließ, waren die Japaner auch ganz scharf darauf so ein Bild zu ergattern und so machte mein Fahrrad die Runde. Dann fuhr ich wieder zurück zum Lake Louise und traf nochmal James meinen Zimmernachbarn, der sich auch gerade auf den Weg machte. Ein Amerikaner auf dem Weg nach Argentinien, den ich schon in Whitehorse getroffen hatte, war auch in der Stadt. Tja, die Welt ist eben ein Dorf.

Lake Louise ohne...
...und mit Fahrrad
Moraine Lake

Die zweite super Radfahrwoche lag hinter mir und es war wirklich toll durch die fantastische Landschaft der Rocky Mountains zu radeln. Ich hoffe, dass es in diesem Sinne weitergeht. Liebe Grüße.

Euer Stefan

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