Fünfte Woche: Auf Umwegen nach Süden
Watson Lake - Houston 571 Kilometer / 4595 Höhenmeter
11. Juli 2022
In meiner pannenreichen Woche vier on Tour, war die Nachricht vom gesperrten Alaska Highway das Tüpfelchen auf dem I. Es war ziemlich schnell klar, dass meine gesamte Planung jetzt über Bord geworfen werden muss. Aber Jammern bringt ja nichts und deshalb nahm ich die einzig mögliche Alternative, die Route über den Stewart Cassiar Highway nach Süden. Zum Glück erfuhr ich auf diesem Teilstück von Beginn an große Unterstützung, was die letzte Woche zu einer Woche der Begegnungen machte. Im Anschluss findet ihr mein kleines Video und eine kurze Zusammenfassung der Woche.
Nachdem ich ein Bild von den Beschädigungen des Alaska Highways gesehen hatte war klar, dass ich den 600 Kilometer langen Umweg nach Süden fahren muss. Als ich noch am Visitor Center in Watson Lake war, um mich zu informieren, sprach mich eine Frau an und machte mir das Angebot, mich ein Stück mitzunehmen. Am Ende waren es 100 Kilometer bis Boya Lake, was mir einen echten Motivationsschub verpasste. Zum einen ist dieser See wunderschön und ein echter Ort zum entspannen, zum anderen freute ich mich schon auf den nächsten Tage, wieder auf zwei Rädern in den nördlichen Rocky Mountains.


Am nächsten Morgen begrüßten mich erstmal die Moskitos. So schön der See auch ist, aber diese kleinen Viecher sind eine echte Plage. Also hieß es ab aufs Rad und los. Es war eine wunderschöne Etappe durch die Bergwelt der Rockies. Auf diesem Teilstück traf ich vier Franzosen. Zuerst Ben, der mit seinem Rad ganz nach Norden möchte und dann 3 drei junge Biker, die von San Diego nach Dawson City unterwegs sind. Den drei Jungs konnte ich sogar mit meiner Spezialspeiche aushelfen. Nach 40 Kilometern war ich in Jade City. Hier dreht sich alles um die grünen Edelsteine. Nach einer Katzenwäsche und einem Trikotwechsel war ich wieder ein Mensch. Danach ging es super voran und am Ende standen 155 Kilometer zu Buche. Weil der Campingplatz 19 Kilometer außerhalb von Dease Lake Town liegt, übernachtete ich direkt in der Stadt auf einem Platz hinter einer Blockhaus, der mir von einem Schweizer Lodgebesitzer angeboten wurde. Aufgrund der Highwaysperrung, herrschte hier absoluter Hochbetrieb.

Am Montag Morgen konnte ich noch ein bisschen in der Lodge verweilen, Kaffee und Wlan gab es gratis für mich. Es waren laut Plan auch nur 85 Kilometer bis zum nächsten Campground, dafür war die Strecke aber sehr anspruchsvoll, denn der Pass liegt auf 1200 Metern. Durch die Umleitung gab es viel Verkehr und die Schotterpisten, sowie Baustellen trugen nicht gerade dazu bei, dass es einfacher wurde. Eine kleine Abkühlung am Upper Gnat Lake kam da gerade richtig. Durch den Badeausflug beschwingt und das drohende Gewitter in meinem Rücken, war ich natürlich motiviert den Rest der Strecke schnell hinter mich zu bringen. Das Gewitter holte mich trotzdem ein und so machte ich noch einen Stopp an einem Picknickplatz, inklusive ausgiebigen Essen. Durch die Unterbrechung kam ich erst um 10 Uhr abends am Campingplatz an.
Am Dienstag stand eine wirklich schwere Etappe auf dem Plan 150 Kilometer wollte ich fahren und dementsprechend früh loskommen. Es war dann 10 Uhr, also viel zu spät. Die Strecke war anstrengend und um 14 Uhr drohte wieder ein Gewitter. Zufällig fand ich wieder Unterschlupf in einer Rest Area, wo ich einen Radler aus Vancouver traf, der nach Norden unterwegs war. Ich musste losfahren und wurde natürlich nass. Meine Rechnung ergab, Ankunft um 23 Uhr. Also hob ich nach 100 Kilometern ab und zu den Daumen. Dann hielt ein Pick-Up an und mein Fahrrad wurde in den staubigen Laderaum gelegt. Ben ist Goldsucher und war auf dem Weg nach Süden und das in einem sehr ruppigen Fahrstil. Dafür versorgte er mich mit einem Sandwich und einer Cola. Die Leute hier sind einfach klasse.

Nach einer Übernachtung am See, floh ich morgens vor den Mücken. Auf dem Weg traf ich auf Carry aus Vancouver Island. Das Wetter war immer noch schlecht und es gewitterte wieder. Nach 90 Kilometer war ich erledigt. Ein nettes Pärchen hatte den gleichen Weg wie ich und nahm mich mit bis zum Witset RV Park. Die beiden übernachteten auch dort. Sabine ist geborene Deutsche und so war die Verständigung wesentlich einfacher.

Nach einem gemeinsamen Frühstück, nahm mich Mike mit zum Bike Shop in Smithers. Der deutsche Besitzer vereinbarte mit mir einen Termin für den nächsten Tag, was mir gar nicht so ungelegen kam. Den Ruhetag nutzte ich für einen Besuch in einem Museum über die Fischerei in Witset und zum Waschen meiner Kleidung. Am Abend wurde ich wieder zu einem Essen und einer Übernachtung eingeladen, so konnte der Tag dann wirklich entspannt ausklingen.
Am Freitag ging es dann um fünf los, damit ich mein Fahrrad rechtzeitig die 30 Kilometer nach Smithers bringen konnte. Vom deutschen Chef und seinem Monteur bekam ich ein paar gute Tipps für mein Rad und natürlich wurde es generalüberholt. 100 Dollar leichter saß ich wieder im Tim Horton´s Coffee House und treffe nochmal auf Mike und Sabine. Ich bin natürlich zur Übernachtung eingeladen, aber ich musste weiter. Noch 60 Kilometer bis Houston. Auf der Piste lief es dann richtig gut und in Houston gönnte ich mir nach drei kostenfreien Nächten ein Motelzimmer.

Alles in allem lief die Woche super. Ich bin hinten dran und so muss ich ab und an auf vier Räder umsteigen. Dadurch komme ich aber gut voran und lerne viele hilfsbereite Menschen kennen. Auf dem Rad läuft es grundsätzlich immer besser, wenn jetzt noch das Wetter mitspielt, dann geht es wirklich voran.
Euer Stefan
Weitere Beiträge

Vierzehnte Woche: Letzte Woche bis Toronto
Zugegebener Maßen ist jetzt ein bisschen die Luft raus, weshalb dieser Beitrag auch ein wenig auf sich warten ließ. Die letzte Woche war nochmal herausfordernd, vor allem weil es durch viele Städte ging. Doch zu guter Letzt kam die Skyline von Toronto in Sicht.

Dreizehnte Woche: Durchs Farmland nach Chicago
Mit beeindruckender Landschaft konnte mich die dreizehnte Tourwoche wahrlich nicht verwöhnen. Die Überquerung des Mississippi war hierbei eine Ausnahme. Doch allein aufgrund der Kilometer und des Windes war es wieder einer herausfordernde Woche.

Zwischenstopp in der „Windy City“ Chicago
Bevor mein Wochenbeitrag zur 13. Tourwoche veröffentlicht wird, hier ein kleiner Zwischenbericht aus Chicago. Eine Stadt mit bewegter Geschichte.
Schaut euch auch meine weiteren Beiträge, Informationen zur Strecke und zur Vorbereitung an.