Vierte Woche: Pleiten, Pech und Pannen

Skagway - Watson Lake 417 Kilometer / 3162 Höhenmeter

02. Juli 2022

Die vierte Woche fing direkt mit einer Panne an und so ging es dann auch weiter. Kann man denn wirklich so viel Pech am Stück haben? Natürlich habe ich dadurch viele hilfsbereite Menschen kennengelernt. Es hatte also auch seine guten Seiten. Im Anschluss findet ihr mein kleines Video und eine kurze Zusammenfassung der Woche.

Nach meinem Waschtag am letzten Samstag in Skagway, machte ich einen Ausflug mit der Fähre nach Haines, um dort ein bisschen die Gegen zu erkunden. Der Weg in das Dorf Klukwan war wirklich schön, aber um eine große Menge an Seeadlern zu sehen war es die falsche Jahreszeit. Just, auf dieser Strecke erwartete mich das erste Unheil. Das Fahrrad knackte wie verrückt und die Kette war dahin. Eine Frau nahm mich mit zurück nach Haines, wo ich in der Bibliothek erstmal meine Rückeinreise nach Kanada per App regeln musste. Ganz schön bürokratisch hier über dem großen Teich. Zurück in Skagway war der Bike Shop leider schon geschlossen, aber ich konnte einen Termin für den nächsten Morgen vereinbaren. Mir blieb nichts anderes übrig, als mir ein Abendessen mit meinem mittlerweile geliebten schwedischen Sturmkocher zuzubereiten. Am Abend war ich nochmal unterwegs, um mir ein Bier und ein wenig Wlan zu ergattern und traf dabei vier Deutsche, denen ich ausführlich von meiner bisherigen Tour berichten musste.

Neue Kette

Am nächsten Morgen kam das Fahrrad in den Bike Shop und ich hatte ein bisschen Zeit für das Straßenfest in Skagway, welches eine Reederei dort veranstaltete. Nachdem das Fahrrad fertig war, wollte ich eigentlich mit dem Zug wieder Richtung Kanada, aber der fuhr nicht. Also ging es wieder 1000 Höhenmeter hinauf in Richtung Carcross. Dank meiner Vorarbeit war die Einreise nach Kanada kein Problem und diese wunderschöne Strecke ist es auch wert zweimal befahren zu werden.

Straßenfest in Skagway

Dienstag fuhr ich dann 60 Kilometer nach Carcross und musste dort feststellen, dass meine SD-Karte den Geist aufgegeben hatte. Ich ging zur Polizei, da ich wusste dass Jeanette dort arbeitet und eine Freundin von ihr fuhr mich spontan zu Roger und Jeanette, wo ich noch eine Nacht verbrachte. Leider war mit der SD-Karte nichts zu machen. Vielleicht können wir die Bilder in Deutschland wiederherstellen. Ein gemütlicher Abend mit meinen Gastgebern, bei einem Sonnenuntergang um Mitternacht versöhnte mich ein wenig.

Zum Abschied selbst gebackenes Brot

Ein Kollege von Jeanette fuhr mich am nächsten Tag bis zur Kreuzung auf dem Alaska Highway. So konnte ich wenigstens ein bisschen aufholen, denn ich war schon 150 Kilometer hinter meinem Tourplan zurück. Wieder auf der Straße, kam eine Baustelle mit Pilotcar. Hier kommt mir auch der Chinese Jin entgegen, der auf dem Weg Richtung Dawson City war. Nach etwa 20 Kilometern, Platten! Nach einem Schlauchwechsel ging es weiter. Es waren noch 30 Kilometer bis zu einer Food Station, mit deren Besitzer Roger befreundet ist. Ein Kilometer davor, wieder Platten! Den Kilometer musste ich also schieben! Dann wurden erstmal die Energiespeicher aufgetankt, bevor es an die Reparatur ging. Mit der Hilfe anderer flickte ich den Schlauch und machte auch einen Ersatzmantel drauf. 50 Kilometer bis Teslin lagen da noch vor mir. Also los! Die Mücken auf der Strecke waren eine Plage und ich merkte 10 Kilometer vor meinem Ziel, dass wieder Luft entwich. Ich fuhr wie der Teufel. Ich wusste gar nicht, dass ich mit dem Gepäck so flott fahren kann. Zum Glück kam ich an, bevor die Luft endgültig raus war. Im doppelten Sinne. In einer teueren Unterkunft, wurde der Schlauch wieder geflickt. Ich kam zu dem Schluss, dass ich anderes Material brauche, aber das liegt 700 Kilometer entfernt in der nächst größeren Stadt.

Am Donnerstag Morgen fand ich leider keinen Ersatzschlauch für mein Fahrrad im örtlichen Supermarkt. Also hielt ich auf dem Weg Richtung Watson Lake die Luft an. Es lief ganz gut bis zur Continental Dividende Lodge, wo ich ein Zimmer in einem Container nehme.

Mal ein Tag ohne Platten

Ich versuchte in der Lodge  jemanden zu organisieren, der mich nach Watson Lake mitnehmen kann. Als das nicht klappte ging es an die Straße. 140 Kilometer ohne Ersatzschlauch waren für mich keine Option. An diesem Punkt hatten mich die Pannen der vorangehenden Tage deutlich angefasst. Zum Glück hielten nach drei Stunden warten zwei Schweizer, Christine und Roland, und nahmen mich mit nach Watson Lake.

Ab ins Wohnmobil

In Watson Lake gab es für das Rad zwar nichts zu kaufen, aber ich sprach einfach einen Pick-Up Fahrer an der zwei Fahrräder hinten drauf hatte und bekam prompt einen Schlauch geschenkt. Da der Campingplatz außerhalb ist fragte ich beim Motel nach einem Platz für mein Zelt. Der Typ sagte mir ich könne mein Zelt hinter der Kirche aufbauen. Unsicher fragte ich, ob ich noch jemanden um Erlaubnis fragen soll. Daraufhin er: „No, it´s mine“. Dadurch hatte ich einen super Platz inklusive Wlan. Beim Besuch im berühmten Schilderwald half mir Darwin mit zwei Spax aus, damit ich mein Zornheim-Schild an einem hübschen Ort aufhängen konnte.

Darwin hilft beim Befestigen

Ersatzschlau, einen schönen Stellplatz und das Schild aufgehängt. Was wollte ich also mehr. Naja, die nächste Hiobsbotschaft ließ nicht lange auf sich warten. Ein Erdrutsch hatte eine Teil des Alaska Highways weggespült, den ich im weiteren Verlauf fahren wollte. Über eine Strecke von 38 Kilometer sind schwere Schäden an der Straße, so dass sie komplett gesperrt wurde. Eine Alternative bedeutet 600 Kilometer mehr. Es ist ja nicht so als wäre ich nicht bereits etwas hinterher. Aber was will man machen? Das wird wohl nicht ohne einen Hitch gehen. Ich bin trotzdem zuversichtlich, dass meine Pannenserie jetzt ein Ende nimmt. Es kann ja nicht immer so weitergehen, oder?

Euer Stefan

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