Zweite Woche: Höllentour und Gold Rush

Gakona - Dawson 480 Kilometer / 4451 Höhenmeter

19. Juni 2022

In der zweiten Woche habe ich es über die Landesgrenze nach Kanada geschafft. Der Weg dorthin war wirklich beschwerlich. Auf dem Taylor Highway, mit seinem Schotterbelag, bin ich teilweise nicht vorangekommen. Mit ein bisschen Unterstützung war ich rechtzeitig im Goldsucherparadies Dawson City, um die Stadt ausgiebig zu erkunden. Hier ein kleines Video mit ein paar Eindrücken aus der Woche und im Anschluss noch eine kurze Zusammenfassung. Viel Spaß!

Nachdem ich meinen Platz am Fluss mit einem Amerikaner, der auch mit dem Rad unterwegs ist, geteilt hatte, gab es am Sonntag zuerst mal eine Ernüchterung. Auf Nachfrage wurde mir in einer Lodge nichts angeboten. Kein Kaffee, kein Frühstück und kein Wlan. Ein paar Kilometer weiter wurde es besser. 500 Meter von der Straße habe ich bei einen sehr netten Paar geklingelt, die mich mit allem versorgten was ich brauchte. Wieder auf dem Highway überholte mich der andere Radler. Ein Wiedersehen war vorprogrammiert, denn er wollte auch nach Tok.

Nachmittags probierte ich das erste Mal meinen schwedischen Sturmkocher aus. Er hat super funktioniert, zumindest wurde das Essen warm. Der restliche Weg bis Tok lief für mich wirklich gut und natürlich kreuzte sich mein Weg wieder mit dem radelnden Amerikaner.

Kleine Mahlzeit
Man sieht sich immer mehr als einmal

Von Tok stand eine schwere Etappe vor mir. Nach 20 Kilometern bog ich ab auf den Taylor Highway. Gut, dass ich um sechs Uhr morgens gestartet war, denn die Strecke zog sich ohne Ende. Die 66 Meilen sind beschriftet. Jedes Schild sieht man von 1 bis 66. Unterwegs begegneten mir die ersten Rentiere auf der Tour. Als ich um 20 Uhr in Chicken ankam, herrschte tote Hose. Im Saloon gab es zum Glück noch zwei Bier für mich, welche auch nötig waren, nachdem ich entdeckte, dass mein Rad einen Platten hatte.

Am Dienstag konnte ich erst mittags los, weil ich den Schlauch flicken und noch einkaufen musste. Ganze drei Geschäfte gibt es in Chicken Downtown. Einen Schnapsladen, einen Saloon und ein Café. Das Leben hier wirkte auf mich ein bisschen trostlos. Die Dame im Souveniershop, der gleichzeitig die Rezeption des Campingplatzes ist, saß am Vortag sehr angetrunken neben mir im Saloon. Ich hatte den Eindruck, dass dies für sie der Normalzustand ist.

Downtown von Chicken

Mittags startete ich dann durch Richtung Grenze. Es lief auch ganz gut, bis es bergauf ging. Immerhin traf ich an der Strecke die ersten Goldsucher. Am Boundary Airport, ein paar Meilen vor der Grenze, machte ich Rast für die Nacht, weil ein Gewitter aufzog.

Der schöne Himmel verheißt nichts Gutes

Nach einer rustikalen Nacht, ging es um fünf Uhr morgens los Richtung Grenze und das immer Bergauf. An fahren war nicht zu denken, also musste ich das Rad eine Stunde schieben. Nach einem Foto am Alaskaschild, musste ich bis acht Uhr an der Grenze warten, dann kam ich problemlos nach Kanada. So problemlos wie der Grenzübertritt, war die Weiterfahrt allerdings nicht. Die Straße, mit ihrem losen Schotter, machte mir schwer zu schaffen. So war ich sehr dankbar, dass mich ein Ukrainer mit seinem Pick-Up ein paar Kilometer mitnahm. Die restlichen 20 Kilometer bis zur Fähre über dem Yukon River, waren dann kein Problem mehr.

Dawson City hat eine bewegte Geschichte und war Ende des 19. Jahrhunderts Zentrum des Goldrausches rund um den Klondike River. Innerhalb eines Jahres wuchs die Bevölkerung auf über 16000 Einwohner, nur um kurz darauf wieder auf 5000 zu fallen. Bei dieser Geschichte ist es kein Wunder, dass ich das Goldsuchen auch mal ausprobierte. Mit Erfolg, zwei kleine Bröckchen konnte ich ergattern. Hier in Dawson traf ich auch auf Rolf aus Bad Schwalbach, was gar nicht so weit Weg ist von meinem Heimatort. Ein bisschen Entspannung gab es dann noch bei einer Revuevorstellung am Abend, aber das war auch bitter nötig, nach einer anstrengenden Woche auf zwei Rädern.

Euer Stefan

Ein Paradies für Goldsucher

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